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Detlev und ich in Weimar

Es ist kein Geheimnis, ich bin bekennender Goethe-Fan. Und als mich unlängst meine Freundin Linda fragte, ob ich mich mit ihr bei Mario und Claudia treffen wollte, wenn sie ihren Schäferhundwelpen abholen würde, war ein Zwischenstopp in Weimar in Muss.

 

Leider hatte ich keine Zeit mehr, mich sozusagen literarisch auf den Besuch einzustimmen. Eigentlich hätte ich noch mal den jungen Werther oder wenigstens einige Briefe zwischen Goethe und Christiane lesen müssen. So mussten die Geothe-Gedichte in meinem Kopf und das, was ich noch so von Werther und Christiane parat hatte, für den Kurztripp genügen.

 

Immerhin aber hatte ich mir auf die Schnelle noch eben über die iTourCityGuide-App den Weimar-Führer herunter geladen und konnte so Goethe und Schiller und sogar Christiane und Frau von Stein mit auf die Tour nehmen.

iTourCity

Guide-App

Weimar ist topp, der Stellplatz ein Flopp.

Weimar ist wirklich eine schöne Stadt und auch landschaftlich phantastisch gelegen. Ich konnte sofort verstehen, warum Goethe den jungen Werther so viel wandern und reiten ließ; hätte ich mehr Zeit gehabt, ich hätte es auch getan. Wandern jedenfalls. Reiten dann eher auf meinem Drahtesel.

 

Ich verstehe allerdings nicht, warum eine Stadt wie Weimar, die ansonsten so viel für den Tourismus tut und wohl auch so ein bisschen davon lebt, seinen Stellplatz so verkommen lassen kann. Insbesondere wo besagter Stellplatz schön zentral liegt, ganz nahe zur Innenstadt mit all seinen Sehenswürdigkeiten, hervorragend geeignet also für eine Stadtbesichtigung.

 

Tatsächlich ist der Wohnmobilstellplatz in Weimar Teil eines großen innerstädtischen Parkplatzes. Ganz am hinteren Ende, abgeteilt durch einige Betonblöcke. Manchmal, wie mir beim Rausfahren passiert, parken die Autos im vorderen Parkbereich so dicht, dass es schon recht eng werden kann, wenn man da noch mit seinem Wohnmobil hindurch manövrieren muss. Detlev ist klein, für uns war das kein Problem, aber wenn man ein etwas größeres Schiff fährt… ich kann mir schon vorstellen, dass das eng werden kann.

 

Für den ganzen Wohnmobilbereich mit mehr als 16 Stellplätzen gab es nur eine einzige zentrale Stromsäule mit 8 Auslässen. Ich stehe eh am liebsten autark, weil ich immer keine Lust habe, das Stromkabel rauszukramen, aber wenn jemand drauf angewiesen ist… als ich ankam, waren alle Stromauslässe schon besetzt.

 

Was aber richtig ärgerlich war: Die Wassersäule war außer Betrieb. Und das offensichtlich schon seit einer ganzen Weile. Wenn man sich dann drauf verlassen hat, dass es auf dem Stellplatz, wie im Stellplatzführer angegeben, Trinkwasser gibt, ist das schon eine blöde Sache.

 

Ich hatte mich zwar nicht darauf verlassen und noch vor dem Losfahren Detlev zur Hälfte mit Wasser betankt. Leider hatte ich aber nicht daran gedacht, den Wasserboiler wieder zu schließen. Und so ist, am Stellplatz angekommen, das ganze schöne Wasser auf den Stellplatz geflossen, sobald ich den Heißwasserhahn geöffnet hatte. Bevor ich mal realisiert hatte, woher denn die komischen Plätschergeräusche kamen, war mein Wassertank schon leer. Ich habe wirklich noch viel zu lernen. Solche Sachen passieren mir immer wieder. Und natürlich hatte ich nicht daran gedacht, vor dem Losfahren noch eine Notration Wasser mitzunehmen. Meine erste Tour nach der Ankunft führte mich also erst mal zum nahegelegensten Supermarkt – Wasser kaufen.

Weimar – Audioguide

Ich sagte es früher schon einmal, ich bin ein echtes Opfer für Audio-Guides jeder Art. Ich lasse mir eben gerne Geschichten erzählen. Der Audio-Guide, den man sich für die iTourCityGuide-App herunterladen kann, ist wirklich nett gemacht. Begleitet von Goethe und Schiller und an einer Stelle auch von Christiane kann man sich zu 30 Sehenswürdigkeiten in Weimar begleiten und dazu etwas erzählen lassen. Normalerweise sollte der Guide so funktionieren, dass das GPS (so man es eingeschaltet hat) erkennt, wo man gerade steht, so dass immer der passende Abschnitt abgespielt werden kann. Bei mir hat das zwar nicht funktioniert, aber das tat dem Vergnügen keinen Abbruch.

Ich habe gar nicht alle Sehenswürdigkeiten besichtigt. Einige waren mir verwehrt, weil ich die Hunde dabei hatte. Andere haben mich nicht so sehr interessiert. Den alten Friedhof mit der Fürstengruft und Goethes Haus am Frauenplan zum Beispiel konnte ich also, genauso wie das Wittumspalais und Schillers Wohnhaus, nur von außen besichtigen. Aber das war irgendwie auch so schon ganz ergreifend. Den Weg zwischen Schillers und Goethes Wohnhäusern zu laufen, dort also, wo auch Goethe und Schiller täglich gelaufen sein mussten, Goethes Gartenhaus, der Park an der Ilm… mein kleines Goetheherz hat Purzelbäume geschlagen.


Detlev im Winter

Gewöhnungsbedürftig finde ich, mit Detlev im Winter zu verreisen. Mal davon abgesehen, dass ich wirklich lernen muss, das Boiler-Ventil zu schließen, wenn ich Detlev mit Wasser fülle. Ich habe wirklich noch viel zu lernen. Zum Beispiel auch, dass es eine super Idee ist, immer ein paar Notfall-Trinkwasser-Liter Wasser dabei zu haben. Außerdem ist Detlev im Winter leider wirklich sehr kalt.

 

So ein Alkoven auf Fiat-Ducato ist eben im Grunde seines Herzens ein kleiner LKW und gerade das ist es ja, was ich an Detlev so liebe. Im Winter ist es dann aber nur so mittel, wenn die Kälte aus dem Fahrerhaus in den Wohnbereich rüber gekrochen kommt. Außerdem ist es jedenfalls bei Detlev so, dass die Heizungsdüsen, sobald keine warme Luft mehr rauskommt, weil die Heizung sich gerade abgeschaltet hat, kalte Luft in den Fußraum lässt. Ich bin mir nicht sicher, ob das normal ist oder eine spezifische Macke von Detlev, unerfreulich ist es allemal.

 

Blöd ist auch, dass so eine Gasflasche erstens im Winter, wenn man es wirklich richtig schön warm haben will, ganz schön schnell leer ist und dass besagte Flasche zweitens eigentlich immer nachts alle ist, so dass man mitten in der Nacht nach draußen muss, um Gasflaschen zu wechseln. Ich habe die Wohnmobilwerkstatt meines Vertrauens schon mal gefragt, ob ich nicht so einen dualen Anschluss in Detlev verbauen kann – ich kann nicht. Schade eigentlich.

Alleinreisen im Wohnmobil

Ich muss meine Einstellung ändern. So viel steht fest. Und loslassen lernen. Auch das steht fest. Eigentlich immer, wenn ich mit Detlev unterwegs bin, geht irgendwas kaputt oder funktioniert zumindest nicht mehr so, wie es vorher mal der Fall war. Und leider kann ich so gut wie gar nichts selber reparieren, nicht mal so eine dämliche Wasserpumpe aus ihrem Tank ziehen. Und es fährt niemand mit, dem ich ich einfach mal die Schuld geben kann, wenn etwas kaputt geht. Das hilft zwar nicht weiter, erleichtert aber manchmal so schön.

 

Fast immer ist es allein meiner Dusseligkeit geschuldet, wenn Detlev nicht so macht, wie ich es gerne möchte. Ich schalte versehentlich den FI-Schalter aus. Ich bilde mir ein, die Wasserpumpe funktioniert nicht, obwohl einfach nur das Wasser alle ist. Ich wundere mich, dass die Badezimmertür hängt, wenn ich vorher wochenlang meinen schweren Regenmantel dort aufgehängt hatte… solche Sachen eben. Mal davon abgesehen, dass ich immer noch, nach all den Fahrten, gerne mal vergesse, eine Schublade zu verriegeln oder den Kühlschrank zu arretieren. Aber das ist noch mal eine andere Geschichte.

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